Methodischer Hintergrund

Die Arbeit der Ressourcen- und Körperorientierte Krisenbegleitung® basiert auf der Körperpsychotherapie nach Eva Reich und ist sowohl körper- als auch psychodynamisch orientiert. Sie unterscheidet sich damit von rein körperlichen bzw. rein psychodynamischen Behandlungsansätzen. Die Methode zeichnet sich dadurch aus, dass sie Körper, Seele und Geist als eine untrennbare, sich gegenseitig beeinflussende Einheit (den Organismus) wahrnimmt.

Ein gesunder Organismus befindet sich in einem harmonischen Gleichgewicht (Homöostase), einem Pendeln zwischen Qualitäten von Spannung und Entspannung.

Im Idealfall ist der Organismus fähig, selbständig von dem einen in den anderen Zustand zu gelangen (Selbst – Regulationsfähigkeit).

Wir finden dieses Prinzip auch im autonomen Nervensystem des Menschen im Wechselspiel von Sympathikus und Parasympathikus.

Bei Babys ist die Fähigkeit zur Selbstregulation durch das angeborene Temperament und die bisherigen Lebenserfahrungen (Konzeption, Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach) unterschiedlich ausgeprägt.

Sie benötigen deshalb auch unterschiedlich viel „Co-Regulation“ durch ihre Bezugspersonen, also mehr oder weniger Hilfestellung z.B. beim Umgang mit aufregenden Reizen von außen, aufwühlenden Gefühlen oder beim Einschlafen.

Diese Hilfestellung der elterlichen Co-Regulation basiert auf dem empathischen Mitschwingen mit den kindlichen Emotionen, dem Spiegeln von Gefühlen und dem ruhigen Vorleben des angestrebten Zustandes („Ich verstehe Dich – ich begleite Dich“).

Körperlich und/oder psychisch belastende Ereignisse können die Selbst-Regulationsfähigkeit des kindlichen als auch des mütterlichen (väterlichen) Organismus blockieren:

Das selbständige Zurückpendeln in den gegenläufigen Zustand (also zum Beispiel von Erregung und Anspannung zu Entspannung oder Schlaf…) ist dann nur mehr schwer oder gar nicht ohne Hilfestellung möglich.

Folgende Umstände können belastende Erfahrungen für Babys und ihre Mütter* / Väter* sein:

  • Komplikationen oder Ängste während Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt
  • vorangegangene Verlusterfahrungen, Fehl- oder Totgeburten
  • frühe Trennungserfahrungen
  • „Baby Blues“ / postpartale Depression
  • wenig ausgeprägte selbstregulatorische Fähigkeiten des Säuglings, die sich z.B. durch exzessives Schreien, Fütter- oder Schlafstörungen äußern können
  • Belastungssituationen der Eltern (finanziell / sozial / in der Partnerschaft )

Siehe Wann helfen wir?

Mutter*, Vater* und Baby werden in der Krisenbegleitung als Einheit betrachtet:

untrennbar miteinander verbunden und sich gegenseitig beeinflussend – in angenehmen und auch unangenehmen Gefühlszuständen.

Für Eltern, die selbst oder deren Babys belastende Erfahrungen durchgemacht haben oder gerade erleben, kann es schwierig bis unmöglich werden, ihrem Kind die nötige Co-Regulation zu geben.

Eltern und Baby beeinflussen sich dann gegenseitig in einem negativen Kreislauf.

Ein solches gegenseitiges Aufschaukeln der Anspannung kann das Zusammenwachsen und die Entwicklung einer sicheren Bindung zwischen Baby und Eltern stören.

Diese sichere Bindung ist aber als lebenslanges Fundament der Beziehung einer der wichtigsten grundlegenden Faktoren für eine gesunde seelische, geistige, körperliche und soziale Entwicklung der Kinder und ein gelingendes Familienleben!

Deshalb wird in der Krisenbegleitung versucht, Mutter*/ Vater* und Baby darin zu unterstützen, aus der Anspannung heraus wieder in einen entspannten Zustand zu kommen.

 

„Was den Eltern hilft, hilft auch dem Baby,

was dem Baby hilft, hilft auch den Eltern.“

Paula Diederichs

 

Wie wir arbeiten

 

„Der Mensch ist ein Bindungswesen – ohne Berührung gibt es keine Bindung“

Paula Diederichs

 

Aus körperpsychotherapeutischer Sicht werden alle guten und schlechten Erfahrungen ab dem Moment der Zeugung und während des gesamten Lebens nonverbal und unbewusst im sogenannten zellulären Gedächtnis, oder auch Körpergedächtnis genannt, gespeichert. Dies wird in der Krisenbegleitung für Baby, Kleinkind und Familie durch gezielte Berührung genutzt.

Der respektvolle, Grenzen wahrende, körperliche Kontakt erweitert die Möglichkeiten des empathisch – verstehenden Gespräches. Beide Wege können die Selbst-Regulationsfähigkeit des Kindes und der Erwachsenen unterstützen und ergänzen einander sehr gut.

Da Säuglinge ihre Erfahrungen und Bedürfnisse noch nicht sprachlich mitteilen können, sind die angewandten körperorientierten Methoden in der Diagnostik besonders wertvoll:

  • Die Schilderungen der Eltern,
  • der geschulte Blick auf körperliche Merkmale (Feinzeichen des Babys wie aktives vs. passives Verhalten, Atmung, Haut, Blick, Mimik …) und
  • das Ertasten von muskulären Spannungszuständen.

Diese Aspekte ergänzen sich im Versuch zu verstehen, wie es dem Kind geht und vielleicht auch warum es ihm genau so geht.

Über gezielte körperorientierte Übungen kann der*die Krisenbegleiter*in:

  • Den Organismus des Babys und der Mutter* / des Vaters* unterstützen, wieder in einen Zustand von Entspannung und Selbstregulation zu gelangen.
  • Neue körperliche Erfahrungen vermitteln, die bisher gar nicht oder zu wenig intensiv gemacht werden konnten. Das kann z.B. für die Eltern sein: Rückhalt bekommen, sich einfach mal anlehnen dürfen. Für ein Baby, das beispielsweise mit Kaiserschnitt geboren wurde, kann das intensive Erleben der eigenen Körpergrenzen neu und wichtig für das Ankommen sein.

 

Mit dieser umfassenden Unterstützung wird es der Familie erleichtert, wieder zu Ruhe, Entspannung und Kraft zu gelangen:

Eltern und Baby können in eine liebevolle und sichere Bindung hineinwachsen.

Eine liebevolle und sichere Bindung darf sich neu entfalten.

Weitere Informationen zum methodischen Hintergrund

„Ich wurde begleitet, als ich vor lauter Schlafmangel und unaufhörlichem Weinen meines Kindes schon am Ende meiner Kräfte war. Jetzt fühle ich wieder mehr Ruhe und blicke mit Zuversicht auf unsere Zukunft als Familie.“

Petra F.